Der Reigen der Putsche in der Sahelzone begann im Sudan im Jahr 2019, es folgten Mali 2020, Tschad 2021, Burkina Faso 2022 und schließlich Niger 2023. In Mali und im Sudan kam es 2021 zu je einem weiteren Putsch; Burkina Faso verzeichnete 2022 gleich zwei erfolgreiche Coups. 2021 kam es zudem auch zu einem Putsch in Guinea, das nicht zur Sahelzone gezählt wird, aber an Mali angrenzt. Die gesamte Region erstreckt sich über eine Länge von fast 6.000 Kilometern. Schon allein daraus lässt sich schließen, dass die politische Lage in den betroffenen Staaten sehr unterschiedlich ist. In den meisten Ländern ersetzten die Militärs gewählte Regierungen, wobei deren demokratische Legitimierung meist schon lange davor angezweifelt wurde. Im Tschad etwa wurde 2021 der kurz zuvor verstorbene Langzeitpräsident Idriss Déby kurzerhand durch seinen Sohn ersetzt. Déby ließ noch Scheinwahlen abhalten, sein Sohn scheint jetzt – dank tatkräftiger Unterstützung aus Frankreich – ohne Wahlen auszukommen. Débys Kollege Umar al-Baschir im Sudan, der sich ebenfalls Anfang der 1990er an die Macht geputscht hatte, wollte die Putschisten von 2019 noch wegen Völkermordes und anderer Kriegsverbrechen an den Internationalen Strafgerichtshof ausliefern. In den politischen Wirren des Gegenputsches zwei Jahre später ist al-Baschir jedoch wieder freigekommen. In Guinea erfolgte der letzte Putsch, nachdem Präsident Alpha Condé mittels Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit angetreten hatte. Die ehemaligen Machthaber von Mali und Burkina Faso kamen den westlichen Vorstellungen von Demokratie wohl noch am nächsten, befanden sich jedoch im Krieg mit Dschihadisten und Tuareg-Rebellen. Als formelle Demokratien in der Sahelzone bleiben derzeit nur noch Mauretanien und Senegal übrig.
Jetzt weiterlesen? Das sind Ihre Optionen.
DIESE AUSGABE
KAUFEN
Jetzt kaufen
JETZT
ABONNIEREN
Zu den abos
Ihre Spende für kritischen Journalismus
Linker Journalismus ist unter Druck. Zumal dann, wenn er die schonungslose Auseinandersetzung mit den herrschenden Verhältnissen profitablen Anzeigengeschäften vorzieht. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie es uns, kritische Berichterstattung auch angesichts steigender Kosten in gewohnter Form zu liefern. Links und unabhängig.