Der Putsch-Gürtel

von Johannes Knierzinger

Illustration: Dani Maiz

In den letzten vier Jahren fand in der Sahelzone eine Serie militärischer Umstürze statt. Welche geopolitische Gemengelage liegt den Staatsstreichen zugrunde – und welche Folgen haben sie?


2365 wörter
~10 minuten

Der Reigen der Putsche in der Sahelzone begann im Sudan im Jahr 2019, es folgten Mali 2020, Tschad 2021, Burkina Faso 2022 und schließlich Niger 2023. In Mali und im Sudan kam es 2021 zu je einem weiteren Putsch; Burkina Faso verzeichnete 2022 gleich zwei erfolgreiche Coups. 2021 kam es zudem auch zu einem Putsch in Guinea, das nicht zur Sahelzone gezählt wird, aber an Mali angrenzt. Die gesamte Region erstreckt sich über eine Länge von fast 6.000 Kilometern. Schon allein daraus lässt sich schließen, dass die politische Lage in den betroffenen Staaten sehr unterschiedlich ist. In den meisten Ländern ersetzten die Militärs gewählte Regierungen, wobei deren demokratische Legitimierung meist schon lange davor angezweifelt wurde. Im Tschad etwa wurde 2021 der kurz zuvor verstorbene Langzeitpräsident Idriss Déby kurzerhand durch seinen Sohn ersetzt. Déby ließ noch Scheinwahlen abhalten, sein Sohn scheint jetzt – dank tatkräftiger Unterstützung aus Frankreich – ohne Wahlen auszukommen. Débys Kollege Umar al-Baschir im Sudan, der sich ebenfalls Anfang der 1990er an die Macht geputscht hatte, wollte die Putschisten von 2019 noch wegen Völkermordes und anderer Kriegsverbrechen an den Internationalen Strafgerichtshof ausliefern. In den politischen Wirren des Gegenputsches zwei Jahre später ist al-Baschir jedoch wieder freigekommen. In Guinea erfolgte der letzte Putsch, nachdem Präsident Alpha Condé mittels Verfassungsänderung eine dritte Amtszeit angetreten hatte. Die ehemaligen Machthaber von Mali und Burkina Faso kamen den westlichen Vorstellungen von Demokratie wohl noch am nächsten, befanden sich jedoch im Krieg mit Dschihadisten und Tuareg-Rebellen. Als formelle Demokratien in der Sahelzone bleiben derzeit nur noch Mauretanien und Senegal übrig.

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