Grausame Geschichte

Es war ein Überraschungserfolg im postfaschistischen Italien: Elsa Morantes epochaler, mehr als 700 Seiten umfassender Roman La Storia. 1974 veröffentlicht, wurden allein in Italien – einem Land, das nicht unbedingt für eine lesefreudige Bevölkerung bekannt war – schon im ersten Jahr über 800.000 Ausgaben verkauft. In den 1980ern folgte eine Verfilmung mit Claudia Cardinale, Anfang 2024 lief im staatlichen italienischen Rundfunk Rai eine achtteilige Fernsehserie. Und im deutschen Wagenbach-Verlag erschien ebenfalls heuer die Neuübersetzung des modernen Klassikers. Das kommt alles zu einem mehr als richtigen Zeitpunkt in einem Jahr, in dem das Wiedererstarken von Rechtsextremismus, Faschismus und Antisemitismus eine neue Dimension erreicht. Denn genau davon, und den verheerenden Auswirkungen, erzählt warmherzig und doch ohne jede falsche Beschönigung oder Beschwichtigung La Storia – zu Deutsch wahlweise als »Geschichte« im historischen oder im narrativen Sinne zu verstehen.