Ein neues Syrien

von Reinhard Schulze

Illustration: Lou Kiss

Mit dem Sturz des Assad-Regimes war die Hoffnung verbunden, dass Syrien nach 13 Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden findet. Doch die neue Ordnung ist fragil, die Gewalt noch nicht zu Ende.


3596 wörter
~15 minuten

Zwei Wochen nach der Machtübernahme in Damaskus hat Ahmed al-Scharaa Ende Jänner die Amtsbezeichnung »Übergangspräsident Syriens« angenommen. Der Oberkommandierende der Organisation für die Befreiung der Levante – Hai’at Tahrir asch-Scham, kurz: HTS – hatte sich nicht nur den Kampfnamen Dscholani, sondern auch den Titel und Habitus eines Emirs zugelegt. Nun zeigt er sich gern als einfacher Mann, der mit Freunden in Restaurants und Cafés sitzt, seine Gäste selbst mit dem Auto durch die Stadt kutschiert und sich durch seine Kleidung als Zivilist zu erkennen gibt.

Der 42-Jährige ist Sohn eines von den Golanhöhen stammenden Ökonomen und Regimegegners, anders als sein Vater orientierte sich Ahmed aber schon während seines Studiums in Aleppo an islamischen Kreisen. 2003 brach er sein Studium ab und ging als Dschihadist in den Irak, im Sommer 2011 kehrte er nach Syrien zurück und übernahm die Leitung der mit der irakischen al-Qaida verbündeten »Unterstützungsfront« al-Nusra. Bei der Abspaltung des »Islamischen Staates im Irak« von der Mutterorganisation blieb Scharaa der al-Qaida treu, 2016 beteiligte sich al-Nusra an der Zerschlagung des »Islamischen Staates«. Gleichzeitig bildeten sich in der Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten Syriens, nur 20 Kilometer von der türkischen Grenze, neue Verwaltungseinheiten, die sich nach und nach zu einer parastaatlichen Organisation entwickelten. Im Zuge dieser Reorganisation gelang es Scharaa, die fünf wichtigsten Milizen mit Ausnahme der salafistischen Gruppen in einer »Organisation zur Befreiung der Levante« (HTS) zu vereinen.

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