Es ist der Abend der Bundestagswahl, 18 Uhr. Aus den Lautsprechern im Glashaus in Berlin-Alt-Treptow schallt das Wahlergebnis: »Linke: 8,7 Prozent«. Hände und Mundwinkel schießen nach oben. Freudentränen fließen. Dass es an diesem Abend Grund zum Feiern geben würde, wusste man auf der Wahlparty der Linkspartei schon vorher. Aber mit einem so guten Ergebnis hatten selbst die größten Optimisten nicht gerechnet. Noch vor wenigen Monaten war die Linke totgeglaubt – jetzt ist sie auferstanden wie der Phönix aus der Asche.
Wie war das möglich? Als absehbar war, dass die Linke es über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen würde, schossen sich Hauptstadtjournalist:innen schnell auf eine Antwort ein: durch den Tiktok-Hype um Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek. Ohne Zweifel hat ihre Präsenz auf der Social-Media-Plattform, wo sie 16,4 Millionen Follower hat, insbesondere jüngere Menschen zur Wahl der Linken bewegt. Trotzdem wäre es enorm verkürzt, den Wahlerfolg nur auf die Begeisterung für Reichinnek und Gregor-Gysi-Memes zurückzuführen.
Um zu verstehen, wie dieses Comeback gelingen konnte, lohnt es sich, eine andere Person genauer zu betrachten, die durch den Kult um Reichinnek und die pointiert-provokanten Talkshowauftritte des Parteivorsitzenden Jan van Aken in den Hintergrund gerückt ist: Ines Schwerdtner.
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