Ohne es zu ahnen, war ich der Hilfsaktion der Esperantisten auf der Spur, als ich mich vor mehr als zehn Jahren in die argentinische Kleinstadt Lobos aufmachte, rund hundert Kilometer südwestlich von Buenos Aires, um Francisco Keimel zu treffen, von dem ich gerade lese, dass er am 26. Dezember des Vorjahres gestorben ist. Ich hatte ihn im elektronischen Telefonbuch Argentiniens gefunden und auf der Suche nach Informationen über seinen Vater Franz Keimel angerufen, der 1909 in Graz geboren wurde und erst wieder 1941 dorthin zurückkehrte, gemeinsam mit seiner Frau Laura Hipólita Fábregas und ihren drei Söhnen, die damals acht, fünf und zwei Jahre alt waren. Die »Stadt der Volkserhebung« war wegen des grassierenden Denunziantentums, der Bombenangriffe und der Ausländerfeindlichkeit, unter der besonders Laura zu leiden hatte, kein vergnüglicher Ort, aber immerhin musste Keimel als Chauffeur einer Spedition nicht zur Wehrmacht einrücken, weil sein Dienstgeber ein ranghoher Nazi war und ihn unabkömmlich stellen ließ.
Mein Interesse an ihm hatte der Spanienkämpfer Hans Landauer geweckt, der mit ihm 1939 in Gurs eingesperrt gewesen war und sich an die »eigenartige Mischung aus Stoasteirisch und Katalanisch« erinnerte, in der sich Keimel mit ihm und den anderen internierten Österreichern verständigt hatte. Allerdings wusste Landauer nicht mehr von seinem Gefährten, als dass dieser schon als Kind nach Katalonien gekommen war, im Bürgerkrieg in einer regulären Einheit der spanischen Volksarmee gekämpft hatte und vor der Niederlage der Republik nach Frankreich geflüchtet war, wo er in St. Cyprien, Argèles-sur-Mer und Mont-Louis interniert war, ehe er nach Gurs überstellt wurde. In Lobos hoffte ich, mehr über Keimels Vorgeschichte und seinen späteren Lebensweg zu erfahren.