Über die Freiheit der Wahl des Automobils

von Grace Oberholzer

Illustration: Dani Maiz

Ihrer universellen Geltung entledigt, werden liberale Grundwerte neuerdings gerne von der FPÖ verteidigt. Zumindest in den ländlichen Regionen Österreichs verfängt der rechte Kampf für die Freiheit des Einzelnen zusehends.


1706 wörter
~7 minuten

Wenn Österreich in wenigen Wochen einen neuen Nationalrat wählt, ist nicht gänzlich auszuschließen, dass der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) der erste Platz noch streitig gemacht werden kann. Gewiss erscheint hingegen eine andere Tatsache: dass die FPÖ wie schon bei vergangenen Wahlen, zuletzt bei jener zum Europäischen Parlament, vor allem in den ländlichen Regionen überdurchschnittlich stark abschneiden dürfte. Warum aber kommt die FPÖ just in größeren Städten nicht so recht vom Fleck? Wie kommt es, dass die Partei auf dem Land dagegen weithin zur stärksten Kraft zu werden droht? Für Laurenz Ennser-Jedenastik, der an der Universität Wien Österreichische Politik im Europäischen Kontext lehrt, kommt diese Entwicklung nicht wirklich überraschend. »Es ist wahrscheinlich so, dass das Potenzial für die FPÖ im ländlichen Raum schon allein deshalb größer ist, weil die ÖVP von einem höheren Niveau aus verliert.« Dazu kommt, dass sich beide Parteien ideologisch in den letzten Jahren immer weiter angenähert haben. »Für die Wähler ist es oft kein besonders weiter Weg von der ÖVP zur FPÖ«, sagt Ennser-Jedenastik.

Insgesamt bleibt das Wählerreservoir von FPÖ und ÖVP auf dem Land ungemein größer als in der Stadt. In Niederösterreich erreichten beide Parteien bei der Wahl zum Europaparlament zusammengenommen über 55 Prozent der Stimmen. In Wien waren es dagegen nur etwas mehr als 32 Prozent. Manche Beobachter und nicht wenige Studien sahen eine Antwort darauf lange Zeit in der Diversität von Stadtgesellschaften – wo migrantisches Leben Teil des Alltags ist, gibt es weniger Berührungsängste, wo diese Alltagserfahrung fehlt, gedeihen die Ressentiments. Die spätestens mit der Corona-Pandemie einsetzenden rhetorischen Verschiebungen in der Propaganda von FPÖ und ÖVP legen ergänzend dazu eine weitere Erklärung nahe. Versucht man zu verstehen, was den Aufschwung der FPÖ in den ländlichen Regionen Österreichs ausgelöst hat, so stößt man auf ein wiederkehrendes Motiv: die Verteidigung der »Freiheit« des »Individuums«.

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