Altes Geld

von Matthias Schnetzer

Illustration: Dani Maiz

DATENDRANG #11 | In Österreich sind Erbschaften äußerst ungleich verteilt.


275 wörter
~2 minuten

Im Jahr 2022 setzten allein zwei Todesfälle ein Vermögen von fast 20 Milliarden Euro in Bewegung. Im Juni starb Heidi Goëss-Horten, die mit einem geschätzten Vermögen von 2,8 Milliarden Euro auf Platz 16 der Reichenliste des Trend-Magazins rangierte. Im Oktober verstarb mit Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz der zweitreichste Mann Österreichs und hinterließ ein Vermögen von rund 16,4 Milliarden Euro. In beiden Fällen schaute die öffentliche Hand durch die Finger, denn seit 2008 wird hierzulande keine Erbschafts- und Schenkungssteuer mehr eingehoben.

Erbschaften sind extrem ungleich verteilt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Österreich im internationalen Vergleich eine sehr hohe Vermögenskonzentration aufweist. Schätzungen vom Forschungszentrum der EU-Kommission und der Arbeiterkammer gehen davon aus, dass rund 21 Milliarden Euro pro Jahr vererbt werden. Durch den demografischen Wandel und das nahende Ableben der Babyboomer-Generation wird sich das Erbvolumen Prognosen zufolge bis 2050 sogar fast verdoppeln. Das oberste Prozent der Erb:innen erhält durchschnittlich mehr als vier Millionen Euro, die untere Hälfte erbt nahezu nichts. Eine Erbschaftsteuer würde selbst bei hohen Freibeträgen jährlich mehr als eine Milliarde Euro Einnahmen bedeuten, in manchen Jahren deutlich mehr.

Es gibt viele Argumente für die Besteuerung von Erbschaften. Manche betonen die Chancengerechtigkeit, da sonst die Ungleichheit von Generation zu Generation weitergegeben wird. Andere wollen die Schieflage zwischen Arbeit und Kapital im Steuersystem reduzieren. Einige sehen in Erbschaften leistungslose Zuflüsse, die das Leistungsprinzip aushebeln. Wieder andere argumentieren, der nötige Ausbau des Sozialstaats erfordere zusätzliche Steuermittel. Wie man es dreht und wendet: Jede künftige Regierung muss die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer auf die Agenda setzen, soll Österreich hinsichtlich der Millionenerbschaften nicht weiter ein Steuersumpf bleiben.

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