Seit dem Angriff vom 7. Oktober 2023 ist die Zerschlagung der Hamas das erklärte Ziel der israelischen Regierung. Die von vielen westlichen Staaten aktiv unterstützte Kriegsführung eskaliert seither auf beispiellose Weise, das Kriegsgeschehen weitete sich auf immer mehr Staaten aus – von Libanon über Syrien bis in den Iran, von Jemen bis nach Katar, wo Vertreter der Hamas Ziel eines israelischen Bombenangriffs in Doha wurden. Doch was ist die Hamas eigentlich? Grundlage der politischen und militärischen Entscheidungen Israels ist eine eigenartig beschränkte Wahrnehmung dieser größten Organisation des militanten palästinensischen Islamismus.
Politische Bewegungen und Parteien vereinen üblicherweise Mitglieder, Aktivistinnen und Unterstützer auf der Grundlage geteilter Überzeugungen oder gemeinsamer Ziele. Sie können sich gegen bestimmte Missstände richten oder nach einer positiven Veränderung der Gesellschaft streben. Dennoch wäre es wenig sinnvoll, davon auszugehen, dass eine Partei immer mit einer Stimme spricht, immer die gleichen Mittel einsetzt und nur ein eindeutig definiertes Ziel verfolgt, das von allen Mitgliedern gleichermaßen geteilt wird. Tatsächlich sind interne Konflikte eher die Norm als die Ausnahme, oft bilden sich formelle oder informelle Flügel und Fraktionen. Solche Streitigkeiten beschränken sich selten auf die Mittel und Ziele der Partei, sondern betreffen grundlegende Fragen darüber, was die betreffende Bewegung ist und für wen sie da ist. Wir sollten islamistische Parteien und Bewegungen, all ihren Besonderheiten zum Trotz, nicht als etwas völlig anderes betrachten als alle anderen politischen Organisationen. Das trifft auch auf die Hamas zu. Sie ist ebenso wenig eine Bewegung mit einer Stimme, einem Mittel und einem Ziel, dem alle ihre Mitglieder und Führer anhängen. Man könnte sogar sagen, dass es seit ihrer Gründung im Zuge der Ersten Intifada 1987 nie nur eine Hamas gegeben hat, sondern mehrere.
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