Kaufhaus der Verdrängung

von Nicolas Šustr

René Benkos Signa Holding will aus einem vor sich hindümpelnden Berliner Kaufhaus wieder eine Architekturikone machen. Dagegen regt sich jetzt Widerstand.


2176 wörter
~9 minuten

Im Verbindungstunnel zwischen dem Berliner U-Bahnhof Hermannplatz und dem Kaufhaus Karstadt sind nur wenige Menschen unterwegs. Ein paar Meter weiter, einige Stufen höher, tobt das Leben. Leute belagern die Käsetheke, stehen Schlange an den Kassen des Supermarktes. Mittendrin der »Zapfhahn«, nicht viel mehr als ein Tresenquadrat, umringt von ein paar Barhockern, an der Seite sogar ein Glücksspielautomat. Fast ein richtiges Beisl, in Berlin Eckkneipe oder Pinte genannt. Die übersichtliche und etwas verlebte Besucherschaft trinkt Pils, natürlich aus Biertulpen, dazu gerne auch ein Baucherl, zum Beispiel Weinbrand-Cola. Nur rauchen darf man hier leider nicht, bedauert ein Gast.

Noch ein Stockwerk höher, wir sind nun im Erdgeschoss, stehen sich die Menschen an der Postfiliale die Beine in den Bauch. Töpfe werden zum Sonderpreis angepriesen, gräuliches Linoleum versprüht Kaufhaus-Charme vergangener Zeiten. Eine Mutter mit Kopftuch zerrt ihre Kinder hinter sich her, ein junger Mann in Trainingshose stromert durch die Etage, den Blick fest auf sein Smartphone gerichtet. Toupierte und blondierte Verkäuferinnen beraten einen Kunden, es geht um den Armbandwechsel für die Uhr.

Jetzt weiterlesen? Das sind Ihre Optionen.

DIESE AUSGABE
KAUFEN

Jetzt kaufen
Erhalten Sie um nur 8,50 Euro Ihren Online-Zugang zu allen Beiträgen dieser Ausgabe. Das gedruckte Heft erreicht Sie demnächst per Post.

JETZT
ABONNIEREN

Zu den abos
Mit einem Abo lesen Sie das TAGEBUCH online unlimitiert. Jede gedruckte Ausgabe erhalten Sie, je nach Modell, bequem per Post. Ab 29 Euro.
0

    Warenkorb

    Ihr Warenkorb ist leerZurück zum Shop