Einmal Putzen und zurück
von Martina Kaller

Eine Kulturtechnik
EUR 36,00 (AT), EUR 35,00 (DE), CHF 44,00 (CH)
Den Tisch nach dem gemeinsamen Essen abzuräumen ist im Familienhaushalt meiner Freunde Aufgabe der Kinder. Der Sohn versteht darunter, seinen Teller in die Küche zu tragen und, falls der Geschirrspüler noch nicht wieder ausgeräumt ist, diesen in die Spüle zu verfrachten. Die Tochter steckt alle Gedecke in den von ihr vorher geleerten Geschirrspüler und wischt den Tisch sauber. Wenn sie gut gelaunt ist, setzt sie noch den automatischen Staubsauger in Betrieb. So stellen sich die Eltern, die immer schon konsequent Halbe-Halbe machen, das Putzen vor. Umso irritierter sind sie ob des unterschiedlichen Verhaltens ihrer jugendlichen Kinder.
Die kulturellen Hintergründe dieser Situation beleuchten Sonja Stummer und Martin Hablesreiter in ihrem Buch Putzen. Putzen ist Arbeit ohne Entlohnung, die immer noch den Frauen überlassen wird. Im öffentlichen Raum nehmen uns schlecht bezahlte, professionelle (und kaum sichtbare) Reinemacher diese Mühen ab.
Die Autorinnen sprechen vom Putzen als Kulturtechnik mit Geschichte. Die Ansprüche an Sauberkeit und das Konzept von Reinlichkeit haben sich immer wieder verändert. Werkzeuge rund um das Putzen verschwanden im Laufe der Zeit und neue Apparate, Bürsten, Cremen, Flüssigkeiten und Pasten kamen auf. Noch nie aber konsumierten Menschen so viele verschiedene Putzmittel wie heute. Ein Kapitel erklärt, dass die bunten Reinigungshelferleins, ob konventionell oder angeblich biologisch, allesamt bedenkliche ökologische Auswirkungen haben.