Wie sie dasitzt, auf der schwarzen Ledercouch: aufrecht und wach, in rotem Hoodie und Chucks, daneben ihr sechsjähriger Sohn mit Stöpseln in den Ohren, in einem Dinosaurier-Zweiteiler. Er schaut Cartoons auf ihrem Handy. Sie sieht so aus, als wäre weiter nichts passiert. Als würde an diesem Montagvormittag in Wien ihre Heimatstadt nicht von der russischen Armee bedroht werden. Als hätte sie nicht alles hinter sich gelassen für den kleinen Jungen neben ihr, der Donuts isst und immer wieder laut lacht, wenn im Video etwas Lustiges passiert. Erst als sie über die Zukunft in Österreich spricht, fängt Anna an zu weinen. Tränen rinnen über ihre Wangen. Sie sagt: »Das Schlimmste daran, Vertriebene zu sein, ist, sich wie eine Bettlerin zu fühlen.«
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