Wenn die Akteure der Performance A safe space for male bodies von Giacomo Veronesi im in der Neuen Galerie Graz angesiedelten Bruseum in ihren soldatischen Uniformen emotionale Nähe unter Männern vorleben – spielerische Körperlichkeit, zärtlich und demonstrativ ohne den Makel hierarchischer Gewaltförmigkeit –, dann macht das emotional unhintergehbar Eindruck auf den Besucher. Um diesen Eindruck geht es, und das hat seine Stringenz. Jedoch bleibt im Handeln der Performer die Zusammenschau solcher männlicher Offenheit mit dem militärischen Setting gänzlich unkommentiert. Deshalb hängt letztlich das korrekte Verstehen des Abends (wenn es so etwas überhaupt geben kann) an dieser Frage: Halten wir den emotional zur Zärtlichkeit befreiten Mann – im Gegensatz zum »soldatischen Körperpanzer« aus Klaus Theweleits Faschismustheorie – für fähig zum Mord als Funktionär einer Kriegsmaschine, oder eben nicht? Denn wenn nicht, steht die Gefahr im Raum, dass die geschmeidigere Öffnung nach innen sich unter der Hand als ebenso verhärtete Verzahnung der Phalanx nach außen, gegen »den Feind«, erweist. Wird uns also eine utopisch-paradoxe Setzung vorgeführt – oder steht »Militär« in dieser Inszenierung bloß, und in Verkennung seiner wahren Natur, für einen beliebigen Erinnerungsraum typisch männlicher Biografien? Diese Ambivalenz, die man da beim Verlassen der Neuen Galerie im Grazer Museumsviertel fühlt – sie ist wohl Teil des Programms.
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