Um das Leben eines Kindes

von Anita Leocádia Prestes

Illustration: Aelfleda Clackson

Anita Leocádia Prestes schreibt über das Leben ihrer 1942 in der Gaskammer ermordeten Mutter.


2304 wörter
~10 minuten

Zwei Monate nachdem sie von den brasilianischen Behörden per Frachtschiff nach Deutschland ausgeliefert worden war, brachte Olga Benario Prestes am 27. November 1936 ihre Tochter Anita zur Welt. Dieser Tage erscheint im Verbrecher Verlag deren »biografische Annäherung« an die 1942 in der Gaskammer ermordete Mutter. Ein Vorabdruck.

Im siebten Monat ihrer Schwangerschaft, am 23. September 1936, wurde Olga Benario Prestes gewaltsam an Bord des deutschen Frachtschiffs La Coruña nach Hamburg gebracht. Der Kapitän hatte von den Polizeibehörden die ausdrückliche Anweisung erhalten, keinen anderen europäischen Hafen anzulaufen, da Dock- und Hafenarbeiter aus Spanien und Frankreich zuvor politische Gefangene aus anlegenden Schiffen gerettet hatten. Neben Olga wurde auch Elise Ewert, die Frau des deutschen kommunistischen Funktionärs Arthur Ewert, ausgeliefert. Auch diese beiden wurden nach den antifaschistischen [von der Kommunistischen Partei Brasiliens unterstützten und der Aliança Nacional Libertadora unter Luís Carlos Prestes angeführten, Anm.] Aufständen im November 1935 inhaftiert und grausam gefoltert.

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