Die große Show der Barmherzigkeit

von Johannes Greß

Illustration: Ūla Šveikauskaitė

Die österreichische Charity-Kampagne Licht ins Dunkel feiert 50. Geburtstag. Während in westlichen Ländern immer mehr gespendet wird, ändert sich nichts an den Strukturen, die Bedürftigkeit erst hervorbringen.


2397 wörter
~10 minuten

Langsam werden bei ORF-Moderator Hannes Kargl »die Wadln steif«. Zumindest legt das sein Gesichtsausdruck nahe. Seit 14 Stunden mühen er und seine fünf Kolleginnen und Kollegen sich Ende Oktober auf einem fest installierten Fahrrad ab, noch zehn weitere Stunden liegen vor ihnen. Die 24-Stunden-Radchallenge ist die Auftaktveranstaltung für die allheiligabendliche Charity-Aktion Licht ins Dunkel, die größte ihrer Art in Österreich. Auch wenn die sechs Radlerinnen und Radler des »Teams Steiermark« um Hannes Kargl hie und da das Gesicht verziehen, das hehre Ziel dieses in der Tendenz masochistischen Unterfangens wird alle Schmerzen vergessen machen. Am Ende wird ihr Team insgesamt 681,9 Kilometer geradelt sein, für den guten Zweck.

Knapp zwei Monate haben Kargl und Co im Anschluss an ihre Strapazen dann Zeit, sich zu regenerieren, bis es am 24. Dezember auf ORF 2 wieder »Showtime!« heißt. Dann klemmen sich Reich und Schön, Politikerinnen, Unternehmensgrößen, Stars und solche, die es gerne werden möchten, hinters Telefon und sammeln von früh bis spät Spenden für Notleidende in Österreich und auf der Welt. Sämtliche Landesstudios sekundieren mit Liveschaltungen in diesen Stunden voller Barmherzigkeit, herzzerreißender Bilder, gelegentlich flankiert mit Stehsätzen überschwänglicher Anteilnahme.

Wie üblich geht es bei der weihnachtlichen Barmherzigkeits-Show um die Abertausenden hierzulande und anderswo, die nicht auf der Butterseite gelandet sind, selbst- oder unverschuldet in Not geraten sind. Und in der Tat, ein bisschen von oben nach unten verteilen kann – angesichts einer horrenden Vermögens- und Einkommensungleichheit in Österreich – nicht schaden. Deshalb bekam die fünfjährige Tochter von Familie A. in Oberösterreich unlängst einen Sprachcomputer, in Vorarlberg wurde mit den Spendengeldern ein Reha-Zentrum generalsaniert, und im Burgenland finanziert Licht ins Dunkel einen Transportservice für Kinder mit Behinderung. Diese Gesten und viele mehr werden allesamt im dazugehörigen, reichlich bebilderten Jahresbericht illustriert.

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