»Das Rote Wien hat ikonischen Status«

von David Mayer

Fotos: Mark Fullenkamp

Der Historiker Shelton Stromquist im Gespräch über lokale Politik, die Bedeutung von Steuern und heutige Kämpfe um die Stadt.


3134 wörter
~13 minuten

David Mayer | In deinem Buch Claiming the City schreibst du, dass der kommunale Sozialismus nicht nur zu Unrecht halb vergessen ist, sondern an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch eine globale Bewegung war. Wie weit reichte das Phänomen?

Shelton Stromquist | Mein Blick richtet sich auf eine erkleckliche Anzahl von Städten in verschiedenen Ländern, wo Urbanisierungs- und Industrialisierungsprozesse Ende des 19. Jahrhunderts ähnliche Bedingungen und Probleme geschaffen hatten. Die Beifügung »global« ist hier natürlich relativ, es geht nicht um die ganze Welt, sondern um jene Regionen, die in dieser Phase von solchen städtischen Industrialisierungsschüben besonders betroffen waren, also Europa, die USA und einige koloniale Siedlergesellschaften. Doch selbst dabei musste ich aus praktischen Gründen eine Auswahl treffen, vor allem da ich lokale Archivmaterialien einschließen wollte. In meinem Buch kommen sieben Länder und einige Dutzend Städte vor. Die Pariser Commune bildet den Ausgangspunkt, natürlich geht es auch um so berühmte Erfahrungen sozialistischer Stadtregierungen wie Milwaukee in den USA oder das Rote Wien, aber auch um weniger bekannte Städte wie Bradford in Nordengland, Butte in Montana, Broken Hill in Australien oder Malmö in Schweden.

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