Zeit für Arbeitszeitverkürzung

Seit einigen Jahren mehren sich wieder die Stimmen, die aus unterschiedlichen Motiven eine Reduktion der Normalarbeitszeit fordern. Zunehmende Arbeitsbelastung, negative gesundheitliche Folgen langer Arbeitszeiten oder der Wunsch nach einem ausgewogeneren Verhältnis von Lohnarbeit, unbezahlter Reproduktionsarbeit und Freizeit sind nur einige der Argumente.

Arbeitszeitrealitäten und -wünsche lassen sich mit Daten von fast 18.000 Arbeitnehmerinnen aus dem neuesten Mikrozensus der Statistik Austria nachzeichnen. Demnach sehen etwa drei Viertel der Beschäftigten aktuell keinen Änderungsbedarf ihrer Arbeitszeit. Allerdings wünschen sich 17 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen kürzere Arbeitszeiten, neun Prozent der Männer und zwölf Prozent der Frauen möchten hingegen länger arbeiten. Männer mit Verkürzungswunsch würden von durchschnittlich 42 auf 33 Wochenstunden reduzieren, Frauen auf knapp unter 30 Stunden. Bemerkenswert ist, dass Kinder im Haushalt nur die Arbeitszeitwünsche von Frauen verändern. Auch die Tatsache, dass Frauen mit Kindern unter sechs Jahren und ohne Veränderungswunsch 25 Stunden arbeiten, Männer hingegen 40 Stunden, bestätigt das Bild.

Jeder sechste Arbeitnehmer in Österreich würde gerne die Arbeitszeit reduzieren, unter den Vollzeitbeschäftigten ist es sogar jede vierte Person. Die Rufe nach einer kurzen Vollzeit, beispielsweise durch eine Vier-Tage-Woche, bleiben laut. Zuletzt forderte etwa der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler von der SPÖ eine wöchentliche Normalarbeitszeit von 32 Stunden. Kürzere oder weniger Arbeitstage können nicht nur die Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigern, sondern fördern die körperliche und geistige Gesundheit und ermöglichen mehr Zeit für Familie und Freunde. Den Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten spiegelt auch die jüngste Online-Umfrage der Arbeiterkammer wider, wonach sogar rund 80 Prozent der Teilnehmer weniger Stunden arbeiten möchten.