Das Narrativ ist überall. Ein Wort, das bis vor nicht allzu langer Zeit außerhalb der Literaturwissenschaft und der Diskursanalyse kaum verbreitet war, gehört mittlerweile auch zum aktiven, ja ständigen Wortschatz von Personen wie dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer oder dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, die akademisch fundierter Intellektualität eher unverdächtig sind. Im journalistischen und politikexegetischen Sprachgebrauch ist es ohnedies allgegenwärtig – und zwar erschreckenderweise als Benennung dessen, was als Kernelement von Politik definiert wird: »Democrats lost control of the narrative« (Politico-Journalistin Natalie Fertig). »Es gibt kein Narrativ der ÖVP – das ist das Hauptproblem« (News). »SPD – Partei ohne überzeugendes Narrativ« (Süddeutsche Zeitung). »Emmanuel Macron, un président sans ressort narratif« (Slate France).
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