Ein anderes Begehren begehren
von Simon Nagy
In Mark Fishers letzten Seminaren wird nicht nur das postkapitalistische Projekt greifbar, das den Poptheoretiker und Kulturkritiker am Ende seines Lebens beschäftigte, sondern auch, wie er seine eigenen Ideen vermittelte.
Im Wintersemester 2016/17 bietet Mark Fisher an der Goldsmiths University in London ein Seminar mit dem Titel »Postcapitalist Desire« an. Die Lehrveranstaltung kreist um die Frage, wie ein Begehren nach einem Jenseits des Kapitalismus aussehen kann. Wie können wir eine Welt ersehnen, die wir noch nicht kennen?
Dem Seminar liegt eine ebenso anspruchsvolle wie eklektische Lektüreliste zugrunde, die von marxistischen Schwergewichten wie Georg Lukács und Herbert Marcuse über die Chronistin der US-Gegenkultur Ellen Willis bis zu gegenwärtigen feministischen Positionen von Silvia Federici und Helen Hester reicht. Fisher versammelt Texte, mithilfe derer er in politischen Kämpfen, sozialen Bewegungen und kulturellen Phänomenen der jüngeren Vergangenheit bereits ein postkapitalistisches Begehren lokalisieren möchte. Gleichzeitig stellt er aber auch Diagnosen des bewegungslinken Scheiterns zusammen, auf deren Grundlage sich der unangenehmeren Frage annähern lässt, wo uns der kapitalistische Realismus – das Gefühl, dass es nie anders sein wird, als es gerade ist – den Zugang zu Sehnsüchten nach dem radikal Anderen aktiv verbaut.
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