Der kapitalisierte Testosteronterrorismus hat an der Urne triumphiert, Donald Trump muss sich also nicht per Bürgerkrieg um die Staatsmacht bemühen. Aber Civil War war eh schon im vergangenen Frühjahr: Da lief weltweit der so betitelte hippe Independent-Film mit Kirsten Dunst über einen rein fiktiven US-Bürgerkrieg in naher Zukunft. Dass Ereignisse der Geschichte vielfach als Echos oder Zitate erfahren und verarbeitet werden, verhandelt der dystopische Roadmovie-Plot von Civil War mit: Die malerisch-grotesken Ruinen entlang der Fahrt von Fotografinnen und Reportern ins umkämpfte Washington erinnern nicht zufällig an Anblicke des Vietnamkrieges, die wiederum durch Filme ikonisch wurden – Apocalypse Now und Full Metal Jacket, Klassiker des postmodernistischen Kinos, die ihrerseits schon hervorhoben, wie eng die US-Kriegsmaschine mit der Medienmaschine der Pop- und Entertainment-Kultur verschaltet war.
Was fügt Civil War dem hinzu? Zum einen eine Art Re-Import dieses Krieges – vielmehr seiner Filmbilder: Massengrab, Nachtlichtspiele, Beton- und Helikopterwracks – nach Amerika. Zum anderen überführt er die vertraute Trope von einem bloß noch ästhetischen Verhältnis zum Krieg – distanziertes Zuschauen – in ein Panorama der Brutalisierung: Beklemmende Szenen betonen, wie unbekümmert all das Töten und Foltern erfolgt oder betrachtet wird; dies in Verbindung mit Popsongs, die ebenfalls ostentativ ungerührt ablaufen, in Stimmung und Rhythmus quer zum Bildgeschehen – Hip-Hop von De La Soul, Proto-Synthiepop von Suicide: Dream Baby Dream.
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