Gibt es sie noch, die gute Nachricht? Das Weltgeschehen geizt seit Monaten mit positiven Meldungen, und aktuelle Daten zu Wirtschaft, Umwelt und Lebensbedingungen zeichnen ein düsteres Bild. Selbst für eine leidgeprüfte politische Linke, die vorübergehende Rückschläge einer langfristigen Perspektive unterzuordnen vermag, ist eine Abwechslung zur dystopischen Nachrichtenlage wohl willkommen. Aktuelle Daten zum Energiesektor sind ein solcher kleiner Lichtblick, der weder große Herausforderungen verdrängen noch naiven Optimismus befördern soll.
Statistik Austria zufolge hat Österreich 2023 erstmals seit 2000 wieder einen Stromüberschuss erzielt, und zwar vor allem durch eine deutlich gestiegene Produktion aus Wasserkraft (plus 17 Prozent gegenüber 2022), Windkraft (plus elf Prozent) sowie Photovoltaik (plus 69 Prozent). Insgesamt beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion 85 Prozent, und das Ziel einer Deckung des gesamten Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen bis 2030 rückt in Reichweite. Vor 20 Jahren trug Windkraft dagegen lediglich zwei Prozent bei, heute sind es mit elf Prozent sogar mehr als Erdgas. Photovoltaik war damals de facto nicht vorhanden, heute werden sieben Prozent aus Sonnenenergie gewonnen.
Aber auch diese gute Nachricht erfordert eine Einordnung. Erstens, Energie ist mehr als nur Strom. Wärme und Mobilität sind immer noch stark an fossile Energiequellen gekoppelt. Zweitens, Klimaneutralität erfordert einen umfassenden sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft, die Stromerzeugung ist nur für einen Bruchteil der Treibhausgasemissionen in Österreich verantwortlich. Drittens, die politischen Maßnahmen kommen zu spät. Das 1,5-Grad-Ziel ist laut Klimaforschung nicht mehr realistisch, und 2024 war das wärmste Jahr der Messgeschichte. Viertens, es ist noch viel Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung nötig. Nichtsdestoweniger zeigen die kleinen Erfolge, dass Überzeugung, Organisation und Engagement durchaus etwas bewegen können. Und das ist eine gute Nachricht.
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