Wenn in Bosnien-Herzegowina von einer Krise die Rede ist, zucken viele Menschen nur noch mit den Schultern. Man hat sich an die Zustände gewöhnt, mit Politik wollen die meisten nichts zu tun haben. Doch in diesem Frühjahr spüren die Einwohner:innen des Landes zum ersten Mal seit dem Ende des Bosnienkrieges vor dreißig Jahren, dass Sicherheit nichts Selbstverständliches ist. Viele Menschen rufen Verwandte im Ausland an, um zu fragen, ob sie im Fall der Fälle zu ihnen flüchten könnten. Die Lage wird aufmerksamer verfolgt als sonst. Es ist die schwerste politische Krise seit Kriegsende – in einem Land, in dem sich die Wunden aus den 1990er-Jahren noch frisch anfühlen. Auch weil es für eine richtige Aufarbeitung nie wirklich Platz gab.
Milorad Dodik ist der Hauptprotagonist dieser Krise. Einst galt er als Hoffnungsschimmer in einer vom Krieg zertrümmerten Gesellschaft. Doch im Laufe der Jahre entwickelte er sich zu einem destruktiven Nationalisten und Separatisten. Heute schaltet und waltet der Präsident der Republika Srpska (RS) – einer von zwei Entitäten in Bosnien-Herzegowina – und Chef des Bundes der Unabhängigen Sozialdemokraten (SNSD) scheinbar nach Belieben. Sein Vorgehen hat mittlerweile aber auch die Justiz auf den Plan gerufen.
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