Grenzenloses Feindbild

von Sascha Kerschhaggl

Illustration: Lou Kiss

Trans Menschen verlassen zunehmend ihre Herkunftsländer, um politischer Repression und Diskriminierung zu entfliehen. Doch die Transfeindlichkeit ist international organisiert – und holt sie auch in Österreich ein.


2581 wörter
~11 minuten

Es ist 2021, und Rachel lebt noch im US-Bundesstaat Missouri, als sie realisiert, dass das Geschlecht, das ihr bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht stimmt. In ihrer Geburtsurkunde wurde ein »m« eingetragen; über 25 Jahre später weiß Rachel, dass sie eine Frau ist. Missouri ist zwar republikanisch geprägt, aber Rachel bekommt zeitnah einen Termin bei der NGO Planned Parenthood. Neben Beratung zu Verhütung und Abtreibung bietet die Organisation auch Unterstützung für queere Menschen an. Sie hilft Rachel, ihre Hormontherapie zu beginnen und damit einen wichtigen Schritt in ihrer Transition zu machen.

Zufrieden ist Rachel in den USA dennoch nicht. Sie hat etwa für ihre Hormone und Medikamente jeden Monat über 100 Dollar zu zahlen. Bei ihrem Arbeitgeber muss die Softwareentwicklerin auf Antidiskriminierungsgesetze verweisen, um nicht auf die Männertoilette geschickt zu werden. In Missouri gibt es keine große trans Community, Rachel fühlt sich oft allein und isoliert. Und auch wenn Joe Biden damals Donald Trump gerade als Präsidenten abgelöst hat, spürt Rachel, dass sich die Situation verschlechtern könnte. Die Idee, die USA zu verlassen, verfestigt sich.

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