Blitz, Donner, Dunkel. Als das Licht wieder angeht, beginnt sich die Wohnung unter bedrohlichem Wummern als Ganze zu drehen. Das bescheidene Altbauzimmer mitsamt den hohen Holzfenstern, der klapprigen Küche und der ranzigen Couch – alles kippt langsam nach rechts. Wie weit wird es noch gehen? Das Geschirr fällt bereits aus den Kästen und geht in Brüche, die Bücher rutschen aus den Regalen und schlittern über den Fußboden. Die Waschmaschine kippt, fällt um und poltert aus der Tür hinaus. Föhn und Mikrowelle hängen an ihren Stromkabeln. Die kleine Welt steht Kopf. Nach einer vollständigen 360-Grad- Drehung, in der sich das kleine Heim in eine Bruchbude verwandelt hat, hört der Horror auf. Unter tosendem Beifall endet das Stück Imitation of Life (Autorin: Kata Wéber, Regie: Kornél Mundruczó), das die 59. Ausgabe des Internationalen Theaterfestivals MESS am 28. September in Sarajewo eröffnet hat.
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