Mondhalde
von Jana Volkmann
EUR 14,90 (AT), EUR 14,90 (DE), CHF 21,90 (CH)
Weltraumschrott ist ein Problem, dessen Ausmaß am eindringlichsten durch den Kessler-Effekt verdeutlicht wird: Der besagt, dass der ganze Schrott im Orbit kollidiert, dadurch in kleinere Teile zerbirst, sich immer weiter ausbreitet – und man in nicht allzu ferner Zukunft überhaupt nicht mehr ins All fliegen kann, weil die Kollisionsgefahr mit einer ausrangierten Nutzlastverkleidung oder einem dysfunktionalen Satelliten zu groß geworden ist. »The sky is a landfill«, sang einst Jeff Buckley. Dagegen wirkt der auf dem Mond zurückgelassene Müll vergleichsweise harmlos. Der Grazer Schriftsteller (und regelmäßige TAGEBUCH-Autor) Stefan Schmitzer hat den menschlichen Hinterlassenschaften auf dem Mond ein Langgedicht gewidmet, das weit über eine bloße Bestandsaufnahme hinausweist.
Der Buchtitel ist insofern wörtlich zu verstehen, als Stefan Schmitzers astro-materialistisches gedicht ein Inventar dessen zusammenträgt, was die Menschen auf dem Mond zurückgelassen oder Astronauten aus dem Landemodul geworfen haben (darunter etwa Mementos für verstorbene Weltraumpioniere und goldene Olivenzweige). Den scheinbar so arglosen, fast rührenden Mondmüll beleuchtet Schmitzer in seinem historischen und politischen Kontext: Die Mondgeschichte ist eine Expansionsgeschichte, und mit jedem künstlichen Objekt gelangen ihre irdischen Schauplätze ein Stück weit mit auf den Mond, sedimentieren im Staub. Im zurückgelassenen Mondvehikel etwa ist die Geschichte des Streitwagens enthalten, und auch diese schreibt sich in die Mondoberfläche ein. Vom sowjetischen Typ Lunochod befinden sich noch zwei Modelle auf dem Mond, sie funktionieren schon lang nicht mehr.
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