Sonja Luksik | Gemeinsam mit Cornelia Kogoj habt ihr die Ausstellung Man will uns ans Leben. Bomben gegen Minderheiten in Österreich 1993–1996 im Wiener Volkskundemuseum kuratiert, nun ist sie bis 23. März 2025 im Offenen Haus Oberwart zu sehen. In der Ausstellung bezeichnet ihr die Ereignisse als die größte rechtsterroristische Anschlagsserie in der Zweiten Republik. Was ist in diesen Jahren genau geschehen?
Vida Bakondy | Es ist bis heute nicht selbstverständlich, dass die Gewalttaten explizit als rechtsextreme Terrorwelle bezeichnet werden und damit ein größerer politischer Konnex hergestellt wird. Das war uns jedoch ein Anliegen. Und wir wollten in Erinnerung rufen, was sich damals zutrug. Im Zeitraum von vier Jahren verschickte der steirische Vermessungstechniker Franz Fuchs 25 Briefbomben an Einzelpersonen, Institutionen und Vereine – allesamt Minderheitenangehörige oder deren Unterstützer:innen. Zusätzlich detonierten drei Rohrbomben. Die erste explodierte an einer deutsch-slowenischen Volksschule in Klagenfurt, beim Entschärfen wurden im August 1994 drei Polizisten schwer verletzt. In der Nacht von 4. auf 5. Februar 1995 wollten Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath eine in der Roma-Siedlung »Am Anger« im burgenländischen Oberwart aufgestellte Tafel mit einer rassistischen Aufschrift entfernen, dabei wurden sie von einer Rohrbombe getötet. Einen Tag später explodierte in der zweisprachigen Gemeinde Stinatz ein Sprengkörper in den Händen eines Bediensteten des Umweltreinigungsdienstes und verletzte diesen schwer. Franz Fuchs verschickte seine mit »Bajuwarische Befreiungsarmee« gezeichneten Bekennerbriefe unter anderen an Medien, Anwälte und den slowenischen Außenminister. Die Briefe enthielten neben dem Bekenntnis zu den Taten und Details zum Bombenbau auch massive Hetze gegenüber Minderheiten und Politiker:innen. Für die Ermittler:innen war dennoch nicht von Beginn an klar, dass die Bombenattentate miteinander in Verbindung stehen. Minderheitenangehörige und zivilgesellschaftliche Aktivist:innen wiesen hingegen schon früh auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den Attentaten hin.
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